MEYERRECORDERS GMBH – In seiner Flötenmanufaktur im Toggenburg hat Joel Meyer das handwerkliche Erbe seines Vaters angetreten und stellt nach seinem Vorbild Blockflöten von einzigartiger Qualität her. Das Mikrounternehmen ist eine renommierte Adresse für eine internationale Kundschaft – ausschliesslich Profimusiker/innen.
Wer den Schweizer Blockflötisten Maurice Steger, der als «Paganini» und «Hexenmeister der Blockflöte» sowie «The world’s leading recorder player» betitelt wird, schon gehört hat, weiss welches klangliche Potenzial in einer Blockflöte steckt. Die Voraussetzungen dafür – nämlich das Holz zum Singen zu bringen – schafft Joel Meyer mit seiner Partnerin Madeleine Imbeck in ihrer Blockflötenmanufaktur. Die Blockflöten des Familienunternehmens Meyerrecorders GmbH in Neckertal geniessen Weltruf. Die Geschichte der international bekannten Blockflötenmanufaktur begann Ende der 70er-Jahre im Appenzellerland. Gründer Ernst Meyer baute dort während fast 40 Jahren erfolgreich Blockflöten und erlangte damit weltweiten Ruhm. Joel Meyer erlernte die Kunst des Flötenbaus von seinem Vater. Als dieser 2016 unerwartet verstarb, übernahm er die Werkstatt seines Vaters und führte dessen Lebenswerk weiter. Die «Meyerrecorders» Blockflötenbauwerkstatt wurde zur GmbH mit Sitz in Bächli, eine Ortschaft in der politischen Gemeinde Neckertal im Toggenburg im Kanton St. Gallen. «Wir konnten den weltweit bekannten Namen des Vaters erben, musste aber erst beweisen, dass die Qualität der neuen Instrumente gleichwertig ist», so Meyer.
Das Toggenburger Kleinstunternehmen geniesst in Musikerkreisen den Ruf, Blockflöten von einzigartiger Qualität herzustellen, keine profanen «Speuzchnebel» eben, sondern wahre Stradivaris. «Die meisten Kunden holen ihre neu bestellte Blockflöte persönlich bei uns ab. So können wir das Voicing auf deren Spielweise und Klangpräferenzen abstimmen», erklärt Meyer. Wer von den klanglichen Eigenschaften und vom Service des Meyerrecorders überzeugt ist, kauft meist mehrere Instrumente, weil sich die Instrumente je nach Blockflötenbauer unterscheiden und man als Musiker ein gewisses Klangideal verfolgt und dann mehrere Instrumente in unterschiedlichen Grössen benötigt. «Die meisten unserer Kunden sind professionelle Spielerinnen und Spieler. Sie reisen dafür aus der Schweiz, aus dem europäischen Ausland und teilweise sogar aus Übersee an und wählen bei uns in der Lank ihr Instrument aus.» Aber auch zahlreiche Amateure kaufen bei den Ostschweizer Blockflötenspezialisten ein gutes Instrument und es öffnen sich ihnen damit ganz neue Möglichkeiten. Auch die Amateure schätzen den individuellen Service und entdecken die Freude am Blockflötenspiel mit einer Meyerblockflöte nochmals auf eine neue Art. «Unsere Instrumente sind nur als Direktvermarktung erhältlich und es handelt sich um ein einzigartiges Nischenprodukt, das nicht anderswo erhältlich ist», sagt seine Partnerin Madeleine Imbeck. Sie hat nach abgeschlossenem Blockflötenstudium als Lehrling bei 2015 bei Ernst Meyer und danach bei Meyerrecorders angefangen und arbeitet seit ein paar Jahren in der Produktion der Meyer-Blockflöten mit.
Etabliertes Klangideal wird weiterentwickelt
Die Einzigartigkeit der Meyer-Blockflöte basiert auf der Bauweise von Gründer Ernst Meyer. Diese ermöglicht es, die Blockflöte mit Ansatz zu spielen, so wie das bei anderen Blasinstrumenten der Fall ist. «Je nach Bauweise und Luftmenge sollte der Ton anders klingen und verändert werden können, was früher bei Blockflöten kaum möglich war», erklärt der 35-jährige Joel Meyer und ergänzt: «Der Windkanal, in welchen der Spieler reinbläst, war dafür viel zu eng und von der Form her zu wenig raffiniert gebaut.»
Die Meyer-Blockflöte spielt ausgeglichen über alle Register. Mittlerweile hat sich dieses Klangideal der Meyer-Blockflöten unter professionellen Blockflötist/innen in vielen Kreisen etabliert. Der junge Blockflötenbauer baut nach wie vor Flöten nach dem Klangideal seines Vaters und entwickelt die Flöten auch stetig weiter, damit die Ansprache der hohen Töne noch einfacher wird, ohne dass die Klangfülle in den tiefen Tönen verloren geht. Das breitgefächerte Sortiment beginnt bei einem Sopran in d”415 an und geht bis zum Tenor in c 415 in Halbton Schritten durch.
Die meisten Blockflöten der Meyerrecorders GmbH werden aus Buchsbaum gebaut. Schon vor 500 Jahren schrieben die Wissenschaftler, dass sich dieses Holz gut für den Flötenbau eigne. Buchsbaum ist das härteste europäische Holz, was dem Klang des Instruments mehr Brillanz verleiht. Zudem kann man mit Buchsbaum aufgrund seiner Kurzfasrigkeit sehr präzise arbeiten: «Wir haben in den letzten Jahren viel Buchsbaum in Südfrankreich gefällt. Dieser muss mindestens zehn Jahre lagern, bis er verarbeitet werden kann.»
Handarbeit und Handwerkstechnik
Es gibt nur noch wenige Blockflötenbauer weltweit, die ihre Tätigkeit hauptberuflich nachgehen. Joel Meyer ist einer von ihnen. Mit viel Fingerspitzengefühl, Geschick, einer grossen Leidenschaft und viel Liebe zum Detail baut er durchschnittlich eine Blockflöte pro Woche. Wer Blockflöten von Hand baut, muss verschiedenste Handwerkstechniken beherrschen: Neben dem Fällen und Zusägen von Holz gehören das Drechseln, das Schnitzen und auch die Herstellung von Werkzeugen dazu. Natürlich ist auch ein gewisses Niveau im Instrumentalspiel vorausgesetzt, damit eine fundierte Beurteilung des Instruments möglich ist. In ganz vielen kleinen Schritte, die alle sorgfältig erledigt werden müssen, entstehen so diese klangvollen Holzblasinstrumente. So steckt in jeder Meyer-Blockflöte, hochwertige Handarbeit, viel Ausdauer, Geduld, Gelassenheit und Perfektionismus. «Die beste Flöte entsteht immer, wenn man sich vom Zeitdruck befreit.» Die Instrumente sollen klanglich und ästhetisch auf höchstem Niveau gearbeitet sein. «Wir verfolgen ein klangliches Ideal, aber jedes Instrument ist trotzdem ein Unikat», so Imbeck. Den persönlichen Service und das Abstimmen des Instruments auf die individuellen Bedürfnisse sowie die sorgfältige Handarbeit und das gute Einspielen vor dem Verkauf, wird von der exklusiven Kundschaft sehr geschätzt. «Dies gewährleistet ein möglichst zuverlässiges Funktionieren der Instrumente und ist auch ein wichtiges Kriterium wettbewerbsfähig zu bleiben», betont Meyer. Für ihn ist die grösste Herausforderung in seinem Mikrounternehmen, konstant aussergewöhnliche Instrumente zu liefern und möglichst viele Halbfabrikate an Lager zu haben. «Nur so können wir reaktiv auf Bestellungen reagieren, damit unsere Kundschaft nicht zwei oder gar drei Jahre warten muss», so Meyer, der sich wünscht, dass die Manufaktur eines Tages in die 3. Generation übergeht.
Corinne Remund