Zeichen und Codes könnten helfen

    Dank v6 zu einem herrlichen Tor

    Ein nicht nur im Mittelland berühmter Eishockeytrainer sagte einmal: «Es ist alles Zufall!» Zufällig wurde er kurz darauf entlassen und hat nun auch an anderer Wirkungsstätte nicht viel mehr Erfolg mit seinen Zufallstheorien. Damit im Sport nicht alles dem Zufall überlassen wird, kann man sich mit Zeichen oder Codes verständigen. Vor allem im Teamsport können solche Hilfen Wunder bewirken. Immer vorausgesetzt, dass der Lärmpegel im Stadion solche Codes nicht verunmöglicht oder der Gegner diese durchschaut.

    (Bilder: Raphael Galliker) Im Beach-Volleyball ist das Zeichengeben hinter dem Rücken alltäglich.

    Beach-Volleyball ohne Handzeichen könnte man sich gar nicht mehr vorstellen. Um ohne Worte mitzuteilen, wie der Blockspieler taktisch zu blocken gedenkt, gibt es die Handzeichen, die hinter dem Rücken und somit für den Gegner unersichtlich, angezeigt werden. Beim Beach-Volleyball blockt nur ein Spieler, da es sonst ein leichtes wäre, den Block zu überspielen. Weil der Blockspieler nur einen bestimmten Teil des Feldes abdecken kann, ist es wichtig, dass sein Partner genau weiß, wie er blockt und wohin der Ball somit noch gespielt werden kann. Schon vor dem Aufschlag wird geklärt, welchen Raum der Blockspieler durch seinen Block abdecken will. Dabei zeigt in der Regel der jeweils nicht aufschlagende Spieler an, welcher Spieler wie geblockt werden soll. Die linke Hand steht beim Anzeigen für den linken Gegenspieler und die rechte für den rechten Spieler aus Sicht des aufschlagenden Teams. Mehr in die Tiefe gehen will ich bei diesem Thema nicht, sonst wird es zu kompliziert.

    Zeichen beim Fussball
    Gerade bei schnellen Teamsportarten ist das Einführen von Zeichen sinnvoll. So etwa zeigen viele Fussballer beim Treten eines Eckballs durch Handerheben an, wohin sie den Ball treten wollen. Mit speziellen Codes könnte man hier aber noch viel genauere Prognosen abgeben. Diese Codes müsste ein Team vor dem Saisonstart jedoch klar festlegen und mit der Zeit dann auch anpassen, weil die Gegner diese entschlüsseln könnten. Nehmen wir die Eckballvariante nochmals als Beispiel. So könnte der Spieler, der den Eckball tritt mit der rechten Hand anzeigen, wieviele Meter vom Tor weg der Ball hinkommen könnte und mit der linken Hand könnte er anzeigen, wieviele Meter vom Penaltypunkt weg in welche Richtung der Ball landen könnte. Es könnte fixiert werden, dass pro zwei Meter ein Finger hochgehoben wird. Hebt der Spieler beim Eckball also drei rechte Finger in die Höhe und zwei linke Finger nach unten, würde dies etwa bedeuten: Ich versuche den Ball vier Meter weg vom Tor hinzubringen und der soll dabei seitlich vier Meter vom Penaltypunkt gegen mich zu hinkommen. Das mag kompliziert tönen, mit etwas Übung kann dies aber viel bewirken.

    Der ehemalige FC Luzern-Trainer Ciriaco Sforza gibt seinem Team mittels Zeichensprache Anweisungen.

    Codes als Orientierungshilfe
    Ähnlich könnte man bei einem Angriff vorgehen. Spieler 1 startet einen Konter, Spieler 2 läuft links mit und in der Mitte steht noch ein Verteidiger. Damit Spieler 1 beim Flanken nicht lange hinschauen muss, schreit ihm Spieler 2 zu: «8-3t». Ja, was heisst denn das jetzt? Möglich wäre hier: «Spiel mir den Ball tief, etwa 8 Meter vom Tor weg und 3 Meter vom Penaltypunkt weg!» Wenn Spieler 2 den Ball 6 Meter vom Tor weg haben will, dies 4 Meter vom Penaltypunkt auf die andere Platzseite hin und erst noch hoch, dann schreit er «6+3h». Zugegeben, wenn in einem Stadion grosser Lärm ist, könnte das schwierig werden. Zudem ist die Frage berechtigt, ob alle Spieler genug intelligent sind, um so schnell die richtige Formel zu finden und man müsste sich noch auf eine einzige Sprache einigen. Überdies müsste der Pass von Spieler 1 zu Spieler 2 dann auch noch ultraschnell kommen, sonst hat Spieler 2 seine Position schon wieder verschoben. Einen Versuch wert wäre es aber allemal. Denn man könnte es ja kombinieren. Zeichen geben, Code rufen und gleichzeitig noch schauen, das wäre doch optimal. Vor allem bei Sportarten, bei denen es im Stadion nicht so laut ist, könnten solche Codes Sinn machen.

    Codes im Eishockey
    So schnell will ich nun aber nicht aufgeben. Gehen wir zum Eishockey. Es kommt zu einem Zweikampf an der Bande auf der Höhe der verlängerten Torlinie. Den Spielern fehlt da oftmals der Blick in Richtung Tor und vor allem kann man nicht gut sehen, wo die freistehenden Teamkollegen sind. Wenn jetzt einer in der Mitte etwa ruft: «6 4 r», dann wüsste der Spieler an der Bande, dass sein freier Mitspieler die Scheibe 6 Meter vor dem Tor haben möchte, aber 4 Meter rechts seitlich von der Tormitte. Bedingung wäre, dass der Spieler in der Mitte wirklich frei ist, kein gegnerischer Spieler im Weg steht zwischen dem Mann an der Bande und jenem in der Mitte und dass der Mitspieler an der Bande auch wirklich im Besitz der Scheibe ist. Weiter müsste man nun auch noch das Problem lösen, dass nicht plötzlich ein gegnerischer Spieler etwas ruft und sich ins Fäustchen lacht. Abhilfe schaffen könnte man dadurch, dass man vor jedem Drittel abmacht, das man zum Beispiel Frauenvornamen etwa mit dem Buchstaben «H» vor dem Code sagt. Also etwa «Heidi 6 4 r». Um das Ganze nicht zu sehr zu beanspruchen könnte man diesen Code auch nur rund dreimal pro Drittel anwenden, bei wirklich klaren Situationen.

    Wie beim Fussball zuvor möchte ich auch beim Eishockey noch eine Code-Lösung bei einem Konter ansprechen. Spieler 1 und 2 der Mannschaft A fahren einen Konter und vom Team B ist noch ein Verteidiger hinten, der klären könnte. Spieler 1 und 2 haben die Scheibe schon zweimal hin- und hergepasst und sind dem Tor nun so nahe, dass geschossen werden könnte. Spieler 2 ruft dann laut «S» und Spieler 1 knallt die Scheibe ins Tor – Goal! Ja, was hat denn nun «S» geheissen? «S» hat «Schiessen» bedeutet. Hätte Spieler 2 aber «P» gerufen, dann hätte Spieler 1 nochmals einen Pass zu Spieler 2 gemacht.

    Trickli statt «Buebetrickli»
    Und gleich noch eine Spielszene möchte ich einbringen: Spieler 1 vom Team A stürmt am linken Flügel in Richtung gegnerisches Tor, hart bedrängt von einem gegnerischen Verteidiger. Spieler 1 schiesst nicht, entschliesst sich hinter dem Tor durchzukurven, sieht, dass noch Spieler 2 mitgestürmt ist und ruft «v6». Drei Sekunden später bejubeln Spieler 1 und 2 ein Tor! Weshalb? Spieler 1 hat Spieler 2 so mitgeteilt, dass er die Scheibe noch vor dem Tor backhand am Verteidiger vorbei zurückspielt bis etwa 6 Meter vor dem Tor und Spieler 2 hat genau dort die Scheibe freistehend übernommen. Der gegnerische Verteidiger hatte gedacht, dass Spieler 1 hinter dem Tor durchlaufen will und der Goalie stand schon am rechten Pfosten, um ein allfälliges «Buebetrickli» zu verhindern. Die Scheibe kam aber vors Tor und Spieler 1 fuhr ohne Puck hinter dem Tor durch.

    Codes selbst beim Skifahren
    Auch Trainer und Maskottchen (solange es die Schiedsrichter nicht bemerken) können locker vom Spielfeldrand aus Zeichen geben und Codes reinrufen, die hilfreich sein können. Und selbst bei Einzelsportarten setzen sich Codes je länger je mehr durch. Kürzlich kam mir einmal ein Foto eines kleinen Zettels des alpinen Skirennfahrers Marcel Hirscher zu Augen. Dort drauf hatte es verschiedene Codes drauf. Darauf stand, wie der österreichische Superstar bei einem Slalomrennen Tor um Tor anfahren muss, wieviele Meter Distanz es von einem Tor zum anderen hat und wie lange dazwischen eine Kompression ist, von welcher Seite man sie anfahren muss, usw. Und das Geniale am Ganzen war, dass nicht Hirscher die Codes aufgeschrieben hatte, sondern sein Trainer, der vor dem Lauf alles fein säuberlich abgefahren hatte. Hirscher gewann das Rennen übrigens souverän!

    Wie kommunizieren Sie?
    Generell ist aber wichtig, dass in einem Team Kommuniziert wird, egal ob mit Zeichen, Codes oder sonstwie. Uns interessiert, wie Sie in Ihrem Team kommunizieren. Haben Sie eine spezielle Zeichensprache oder verwenden Sie Codes? Schreiben Sie uns dies an redaktion@aargauerwoche.ch.

    Raphael Galliker

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