Kinderaugen. Alles gut?

    Ganz anders als bei Erwachsenen bemerken Kinder ungenügendes Sehen in der Regel kaum. Es fehlt ihnen der Vergleich ‘vorher/nachher’ bzw. ‘früher/heute’, oder ganz einfach das Beispiel für richtig gute Sicht. So gibt es für die Tochter oder den Sohn auch keinen Grund sich zu beklagen. Für die Entwicklung des Sehorgans sind jedoch die ersten Lebensjahre von grösster Bedeutung. Auch nach dem Schuleintritt geht der Prozess der visuellen Reife weiter. Durch frühzeitiges Erkennen von Auffälligkeiten und Störungen beim Sehvorgang lassen sich, durch geeignete Massnahmen, spätere Beeinträchtigungen oftmals gänzlich vermeiden.

    (Bilder: zVg)

    Nach der Geburt wird das visuelle System erstmals mit externen Reizen stimuliert. Neugeborene können gerade mal hell/dunkel unterscheiden. Das eigentliche Sehvermögen ist rudimentär und die beiden Augen bewegen sich noch unkoordiniert. Bereits nach drei Monaten werden Farben wahrgenommen und die Sehleistung der Babys entwickelt sich während den ersten 12 Monaten auf ein relativ hohes Niveau. Das gilt auch für das Koordinieren des Zusammenspiels beider Augen, der Voraussetzung für räumliches Sehen, und der Tiefenwahrnehmung.

    Nach dem ersten Lebensjahr ist die funktionelle Basis des wohl wichtigsten Sinnesorgans so gelegt, dass weitere visuelle Lernprozesse wie Formenerkennung, Grössendifferenzierung, das Einschätzen von Entfernungen, etc., in hohem Tempo fortschreiten. Es werden alle Sehfunktionen zwischen dem fünften und ca. 10. Lebensjahr laufend weiter optimiert und gestaffelt weitestgehend abgeschlossen. Als Beispiel für spätere Verfeinerungen gilt z.B. das visuelle Suchen. Die Entwicklungs- und Lernprozesse des Sehens erfolgen parallel zu der übrigen körperlichen und sensorischen Entfaltung. So ist zum Beispiel im zweiten bis dritten Monat nach der Geburt, das Anheben des Kopfes aus der Bauchlage ein wichtiger motorischer Entwicklungsschritt, damit Orientierung und Sehen aus unterschiedlichen Positionen in verschiedene Richtungen und Distanzen ‘geübt’ wird. So lernen z.B. die beiden Augen, sich parallel auszurichten und auch ferne Objekte deutlich zu sehen.

    Im Fachgebiet der Kinderoptometrie können erfahrene Optometristinnen und Optometristen erkennen, ob die visuelle Entwicklung der Kinder und Jugendlichen der altersentsprechenden Norm folgt. Wenn Defizite rechtzeitig aufgedeckt werden, helfen geeignete Massnahmen spätere Benachteiligung wegen Unterfunktion der ‘Fenster zur Welt‘ auszuschalten.

    Remo Poffa, M.Sc. Vision Science (Optometry), FEAOO


    Der Optometrist Remo Poffa hat sich auf die Früherkennung auch verdeckter Störungen beim beidäugigen Sehen und deren Rehabilitation im Vorschul- und Schulalter spezialisiert. Poffa ist Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz in der Fachrichtung Optometrie. Er leitet auch die Beratung und Betreuung der Kinder bei Brillen TROTTER AG in Aarau.

    Brillen TROTTER AG, Bahnhofstrasse 55, Aarau
    www.trotteraarau.ch, Tel. 062 838 22 22 (Sprechstunde nach Vereinbarung)

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