Schweizer Unikate zum Wohlfühlen

    Kompromisslose Verarbeitung, Detailverliebtheit und immer am Puls der Zeit – das ist das Erfolgsrezept von Sabina Burkhard. Die Jungunternehmerin hat sich ihr Haute Couture Atelier Couture and Image in Solothurn aufgebaut und behauptet sich mit viel Fingerspitzengefühl, Kreativität und innovativen Ideen im schnelllebigen Business.

    (Bild: CR) Schneiderin mit viel Herzblut und Liebe zum Detail: Sabina Burkhard kreiert Unikate, die der modernen Frau ein unbeschreiblich gutes Gefühl geben

    Für Sabina Burkhard gehören Kleider, Mode und die hohe Schneiderkunst zu ihrem Leben wie das tägliche Atmen. Seit sie denken kann, beschäftigt sie sich mit Faden, Nadeln, edlen Stoffen und allem, was zum Kreieren von aussergewöhnlichen Roben dazugehört. Bereits als Dreikäsehoch hat die gelernte Damenschneiderin zusammen mit ihrer Grossmutter stundenlang Knöpfe sortiert und später genäht. Damit war ihre spätere Karriere gesetzt. Das Schneidern, Kreieren und Hantieren mit auserlesenen Stoffen wurde schnell zur Leidenschaft. «Mein ganzes Leben dreht sich um Mode, Kleider und Haute Couture. Ich habe das Privileg, das zu tun, was ich am liebsten tue – Kleider kreieren», freut sich die 36-Jährige. Nach ihrer Ausbildung absolvierte die junge Frau zahlreiche Weiterbildungen. Ebenso wichtig war aber auch die Praxis. «Ich probierte immer wieder neue Kreationen und Ideen aus, korrigierte gewisse Vorhaben bis sie meinen Vorstellungen entsprachen und das gefertigte Kleidungsstück angenehm zum Tragen war», so Burkard.

    Was im Keller ihres Elternhauses begonnen hatte, ist nun zu einem renommierten Atelier für Haute Couture in Solothurn geworden. Burkhard hat vor zehn Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Ausgerüstet mit einigem Erspartem, einem Businessplan, viel Erfahrung und Durchsetzungswille hat sie gestartet. «Ich habe sehr einfach angefangen und mir alles zuerst sorgfältig erarbeitet.» Die engagierte Schneiderin vergrösserte schrittweise ihr Geschäft und schaffte sie allmählich die nötige Infrastruktur an. Ihr weitsichtiges und nachhaltiges Denken machte sich bezahlt und vor fünf Jahren eröffnete sie ihr exquisites Geschäft und Atelier mit dem vielversprechenden Namen «Couture and Image» an der Oberen Steingrubenstrasse in Solothurn.

    Passion und viele Ideen
    Auf die Frage, was denn ihr Erfolgsrezept sei, um sich in der schnelllebigen Branche behaupten zu können, meint die junge Frau: «Es braucht viel Leidenschaft, Disziplin und noch mehr Durchhaltevermögen. 100 Prozent zu arbeiten reichen nicht aus. Ich bin dauernd daran, mein Geschäft weiterzubringen, Ideen zu entwickeln und umzusetzen und neue Impulse zu setzen.» Ständige Innovation und Fortschritt sind Voraussetzungen, um in dieser Branche vorne dabei zu sein.

    (Bild: zVg) Farbenfroh und angenehm zu tragen: Kürzlich zeigte die junge Designerin ihre neue Frühjahrkollektion in ihrem Geschäft in Solothurn.

    Burkhard ist eine Macherin, sie hat unzählige Ideen im Kopf, die sie umsetzen will. «Ich bin oftmals sehr ungeduldig. Meine Eingebungen müssen immer gleich aufs Papier und noch besser gleich mit einem Probeentwurf realisiert werden, sonst habe ich keine Ruhe.» Vielfach macht sie ein Prototype für sich selbst, um zu testen, wie sich der Stoff anfühlt, und ob das Material den Bedürfnissen der Trägerin gerecht wird. Manchmal müssen auch Mutter und Schwester als «Versuchskaninchen» herhalten.

    «Qualität und Tragkomfort haben bei mir oberste Priorität. Nur so kann ich meine Kreationen mit gutem Gewissen verkaufen», betont Burkhard. Klappe mal etwas nicht nach ihren Vorstellungen, so müssen man umdenken, eine neue Lösung suchen und halt eben flexibel sein. Sie ist eine Perfektionistin und alles muss stimmen, von der Herkunft der Stoffe (siehe Kasten) über die Verarbeitung bis hin zum Preis. Es sei das A und O in diesem Business, auf die Kundinnen einzugehen, ihre Bedürfnisse zu spüren und mit ihnen einen engen Kontakt zu pflegen. «Gerade bei den Stücken der Haute Couture, wo alles nach Mass geschneidert und auf die Figur der Trägerin abgestimmt ist, erarbeite ich das Kleid gemeinsam mit der Kundin. Ich setze nach ihren Wünschen der individuelle Traum aus Stoff um», sagt Burkhard.

    Ihre Inspiration holt sich die junge Frau beim Kochen, beim Sport, in der Natur oder beim Durchblättern von Modezeitschriften. «Ich besuche zwei Mal die Textilmesse in Paris und Mailand und gehe mit meinem Partner auf Stoffeinkauf. Das ist immer sehr faszinierend und liefert mir viele neue Inputs», so Burkhard.

    Souveräner Auftritt für die moderne Frau
    Burkhard setzt auf zwei Standbein: Die Haute Couture und die Linie «In The Mood Collection». In der Haute Couture sind alle Kreationen sehr individuell gemäss den Wünschen der Kundin geschneidert. Die Linie «In The Mood Collection» besteht aus pflegeleichteren Materialien, ist einfacher verarbeitet, für den Alltag gedacht und preisgünstiger. «Diese Linie richtet sich an die Bedürfnisse der modernen Frau, die sich gerne professionell fürs Business, manchmal léger aber auch elegant für den Abend kleidet», so Burkhard. Dazu gehören ein Businesslook, Jersey Basic-Teile sowie demnächst eine schicke Abendgarderobe. «Diese Linie ist in schlichten Farben wie dunkelblau, grau, schwarz, weiss und ecru gehalten. Die Kundin kann damit ihre Garderobe auf vielfältige Weise bereichern», erklärt Burkhard und ergänzt: «Zudem können diese Stücke mit den extravaganten Unikaten der Haute Couture Stücken gemixt werden. Das schätzen meine Kundinnen sehr.» Während die Schnittmuster der anspruchsvollen Teile der Haute Couture ausschliesslich von Hand gezeichnet und entworfen werden, entstehen die Teile der «In The Mood Collection» alle am Computer. Je nachdem wie aufwändig und detailreich ein Kleidungsstück ist, benötigt die geschickte Couturière zwischen 6 und 42 Stunden.

    Grossen Wert legt Burkhard in ihrem Geschäft auf typische Schweizer Werte wie Zuverlässigkeit, Kundenfreundlichkeit, Termintreue sowie exaktes und seriöses Arbeiten auf allen Ebenen. «Meine Kleider sind Schweizer Handarbeit und die haben auch ihren Preis. Ich verlange dafür, was ich haben muss», so die Preispolitik von Burkhard.

    Ohne Weiterbildung geht es nicht
    Burkhard, die noch eine Näherin zu 60 Prozent beschäftigt, trägt selbst nur Kleider, die aus dem eigenen Atelier stammen. «Das ist Verpflichtung und zudem eine gute Werbung.» Weiter stellt sie ihre Kreationen in den sozialen Medien (Facebook und Instagram) vor und präsentiert sie an ihren Modeschauen. «Das beste Marketing ist in meinem Business immer noch der direkte Kontakt mit der Kundin. Damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht», ist Burkhard überzeugt. Einen ganz grossen Stellenwert hat für sie die Aus- und Weiterbildung. Zusätzlich ist sie Farb- und Modestilberaterin sowie Visagistin und Make-Up Artistin. «Ein gewinnender, souveräner Auftritt besteht nicht nur aus extravaganten Kleidern, sondern alles von Kopf bis Fuss muss stimmen. Dazu gehören Frisur, Make-up, Accessoires, Schmuck und Schuhe», betont Burkhard.

    Sie engagiert sich auch als Mitglied im Schweizerischen Modegewerbeverband SMGV für die Branche. Als Prüfungsexpertin EFZ an den Lehrabschlussprüfungen des Kantons Solothurns setzt sie sich gerne für den Nachwuchs ein. «Bekleidungsgestalterin ist erfreulicher Weise ein gefragter Beruf. Es gibt sehr kreative Köpfe mit guten Ideen», freut sich Burkhard. Für sie sei dies eine gute Art, immer auf dem neusten Stand zu sein. «In unserer Branche muss man immer am Ball sein, Neues ausprobieren und mutig sein, sonst ist man weg vom Fenster.» Künftig möchte die junge Unternehmerin die Träume aus Samt und Seide weiterverwirklichen, sich weiterbilden und die «In The Mood Collection» ausbauen.

    Corinne Remund


    Zusammenarbeit zweier KMU

    Gemeinsam in Stoffwelten eintauchen

    Sabina Burkhard benötigt für ihre gehobene Schneiderkunst qualitativ hochwertige und exklusive Stoffe. Sie ist bei ihrem Partner Salvatore Marino, der vor fünf Jahren das Stoffhandelsunternehmen Lüthi & Cie, Tissus Couture in Solothurn übernommen hat, direkt an der Quelle. «Wir arbeiten unter demselben Dach, fast im selben Business und können uns so gegenseitig inspirieren», erklärt Burkhard. «Unsere Zusammenarbeit ist sehr bereichernd und spannend. Wir besuchen gemeinsam die Stofflieferanten in Frankreich, Italien, England und Schottland und können so die Qualität der Stoffe garantieren. So kaufen wir auch ohne Zwischenhändler ein.» Das Paar weiss genau was es will, und kann seine Wünsche direkt vor Ort in den Webereien umsetzen lassen. So werden Stoffe nach den Ideen von Burkhard und Marino exklusiv gewoben und designet. «Oftmals sehe ich die Stoffe und weiss dann genau wie das Kleid aussehen soll und wer seine Trägerin sein könnte», sagt Burkhard. Und mit einem Augenzwinkern meint sie. «Manchmal sind wir auch nicht derselben Meinung und diskutieren, aber das wirkt immer sehr erfrischend und bringt neue Impulse ins Geschäft.»

    Die persönlichen Besuche bei den Produzenten sorgen nicht nur immer wieder für neue Inspiration und Ideen, sondern auch für ein professionelles und herzliches Einvernehmen mit den Lieferanten. «Wir kehren immer mit einem guten Gefühl und der Vorfreude mit so grossartigen Materialien arbeiten zu dürfen, nach Hause zurück», so Burkhard. Und Marino ergänzt: «Engagierte Recherche und reger Austausch mit unserem Partnernetzwerk ermöglicht uns, die Trends der Laufstege dieser Welt ins Schweizer Mittelland zu bringen.»

    CR

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